Grube Landeskrone
Wichtiges Industriedenkmal unter Tage erstmals dokumentiert
Archäologische Forschungskooperation erkundet den ältesten Dampfmaschinenstandort des Siegerlandes untertage!
Durch brusthohes Wasser in über 80 Metern Tiefe unter der Erde in völliger Finsternis waten und nicht wissen, was hinter der nächsten Abbiegung lauert. So sah der Weg aus, der jetzt erstmals seit Jahrzehnten im Siegerland eine Forschungskooperation tief hinein in den überregional bedeutenden Bergbau bei Wilnsdorf führte. 800 Meter vom Eingang entfernt erwartete das Forscherteam des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL), des Deutschen Bergbau-Museums Bochum und des Vereins für Siegerländer Bergbau e. V. die Heimat der ersten untertage eingesetzten Dampfmaschine im Siegerland.
Bisher war der „Tiefe Grundstollen Landeskrone“ bei Wilnsdorf fest mit Beton verplombt – seit zwei Jahrzehnten. Hinter der Zugangssperre, fast 800 Meter hinter dem Zugang zum Stollen, hält seit Ende der Nutzung eine weitläufige Maschinenhalle als wichtiger Zeuge der Anfänge der Industrialisierung einen Dornröschenschlaf. Dem machte nun der geplante Ausbau der A45 in Südwestfalen durch den Landesbetrieb StraßenNRW ein Ende. Der Stollen wurde wieder geöffnet und damit war der Weg frei für die erste Untersuchung und Dokumentation seit Jahrzehnten.
Unter der Leitung von Dr. Manuel Zeiler von der Außenstelle Olpe der LWL-Archäologie für Westfalen musste zunächst ein mehrere hundert Meter langer Stollen bewältigt werden. Das war bereits eine Herausforderung für Mensch und Material, hatte der Untergrund im Laufe der Jahrzehnte doch reichlich Morast und teilweise brusthohes Wasser angesammelt. Mit stattlichem wie sperrigem Ballast in Form von Ausrüstungsgegenständen auf dem Rücken war das alles andere als leicht. Das Ziel hatten jedoch alle gemeinsam beharrlich vor Augen: die ausgemauerte Maschinenhalle am Ende des Stollens.
Zeitzeugen wie diese aus den Anfängen der Industrialisierung gibt es nicht viele. Kaum eine Epoche hat die Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt so verändert wie die Industrialisierung. Beispielsweise konnte erstmals mit Hilfe von Dampfmaschinen effektiv und kontinuierlich Wasser aus großen Tiefen gepumpt und damit eines der größten Probleme gelöst werden, das bis dahin die Bergleute am Vordringen in große Tiefen hinderte. Der rasche technologische Fortschritt führte aber auch dazu, dass Bau- oder Bodendenkmäler aus der Anfangszeit dieser Epoche heute leider kaum noch erhalten sind. Gerade im Bergbau verschwanden die Gebäude und technischen Anlagen der Zechen, in denen die ersten Dampfmaschinen bis dahin unvorstellbare Höchstleistungen ermöglichten, sehr schnell um Platz für modernere Maschinen zu schaffen. Deshalb ist die montanarchäologische Dokumentation solcher Orte besonders wichtig.
Damit eine dampfbetriebene Pump- und Fördereinrichtung gut 80 Meter unter der Erdoberfläche in Wilnsdorf installiert werden konnte, benötigte man viel Platz. Daher wurde ein beachtlicher Hohlraum ausgebrochen und sorgsam – beinahe prunkvoll – ausgemauert. Die Wilnsdorfer Maschinenhalle besteht aus einer Kesselhalle, einem Podest für die Dampfmaschine und der sogenannten Schachthalle. Denn von hier aus führte ein Schacht weitere 90 Meter in die Tiefe. Diese Dampfmaschine war die erste, die untertage im Siegerland eingebaut wurde. Da zu dieser Zeit keine Eisenbahnverbindung in das Ruhrgebiet existierte und damit keine Steinkohle als Brennstoff zur Verfügung stand, wurde eine Dampfmaschine installiert, die mit Braunkohle aus dem benachbarten Westerwald gefeuert werden konnte.
Das 15-köpfige Forscherteam führte unter Tage Ausgrabungen durch und fotografierte die Entdeckungen. Im Mittelpunkt der Arbeiten stand vor allem eine dreidimensionale Dokumentation. Hierbei wurde erstmals für Südwestfalen das sogenannte Structure From Motion-Verfahren untertage eingesetzt, bei dem unzählige Fotos zu einem 3D-Model verrechnet werden, dass hier links zu sehen ist. Die Wissenschaftler vom Deutschen Bergbau-Museum Bochum haben ein Video des gemeinsamen Projektes erstellt, in dem die Grube und die Arbeitsschritte während der Dokumentation in spektakulären Bildern zu sehen sind „Das Monument unter dem Berge“.
Hier gibt es bald schöne Aussichten.
Der Grubenwanderweg Eisernhardt
GLÜCK AUF!
Der Verein für Siegerländer Bergbau e.V. (VSB) führte zwischen 2005 und 2016 verschiedene Projekte zum Erhalt von Zeugen des Siegerländer Bergbaus im Stadtgebiet Siegen und auf der Eisernhardt durch. Einige Stollen der alten Gruben wurden freigelegt und mit einem neuen, auch naturschutzgerechten Ausbau im Mundlochbereich versehen. Dabei hielt man sich an Vorlagen aus dem 19.Jahrhundert, um die Stolleneingänge möglichst authentisch zu gestalten. Nach Abschluss der Arbeiten wurden diese Bergwerke in einem Rundwanderweg eingebunden. Auf 26 Tafeln bekommt der Wanderer Informationen zu der Themen des Siegerländer Bergbaus, aus der alten Zeit. Seit weit mehr als 2000 Jahren wurden im Gebiet der Eisernhardt Eisenerz, aber auch wertvolle Buntmetallerze, gewonnen und verhüttet. An vielen Stellen des 482m hohen Berges sind die Spuren des Bergbaus heute noch sichtbar. Dort wo die Erzgänge zu Tage austraten, befanden sich die ältesten Bergwerke. Zu diesen Stellen möchten wir Sie führen.
Wandern Sie auf den Spuren des Bergbaus auf der Eisernhardt. Der Rundwanderweg führt zu den fast vergessenen Relikten der Montangeschichte des Siegerlandes.
Station 01: Die Eisernhardt
Die von Siegen, Eiserfeld, Eisern und Obersdorf umschlossene 482 m hohe Eisernhardt ist ein beliebtes Naherholungsgebiet für die Menschen aus den umliegenden Ortschaften. In der Zeit des Bergbaus im Siegerland war sie von besonderer Bedeutung. Vielleicht schon seit ca. 500 v.Chr. (Latene-Zeit) bis zur Schließung der Grube Eisernhardter Tiefbau im Jahr 1957 wurden hier Erze abgebaut. „In zwei Bergsattel läuft die Eisernhardt nach Westen und Osten aus: das Hengsbacher Gleichen bis zum Gilberg in Siegen-Eiserfeld und die Faule Birke über den Schmiedhain bis zum Rödgen in Obersdorf. Nach Norden fällt der Berg ins Leimbachtal und die Minnerbach ab, nach Nordwesten ins Tal der Hengsbach. Im Südwesten schiebt sich das Tal der Hubach, von Eiserfeld her, bis weit in den Berg hinein, ebenso im Südosten das Seimbachtal. Nach Süden ist der Abhang sehr steil und wird vom Eiserntal aufgefangen. An der Südseite schieben sich noch zwei kleine Täler sehr steil bis zur halben Höhe des Berges vor: die Tal und das Tiefe Seifen.“ (aus „Auf Erz und Eisen, von Alfred Graf, Eiserfeld).
Station 02: Bergbau an der Eisernhardt
Seit mehr als zweitausend Jahren wurde im Bereich der Eisernhardt Eisenerz gewonnen und verhüttet. An vielen Stellen des 482 m hohen Berges sind die Spuren des Bergbaus heute noch sichtbar. Dort, wo die Erzgänge zu Tage austraten, befanden sich die ersten Bergwerke. Hier wurden die an der Oberfläche liegenden Erzbrocken aufgesammelt oder in flachen Kuhlen, den „Mollkauten“ gewonnen. Der Stollenbau ist erst seit 1672 urkundlich belegt, aber sicherlich schon viel älter. Die ältesten Stollenanlagen sind vermutlich der „Einsturzer“ Stollen (Grube Alte Sinternzeche), der „Krämerstollen“ (Grube Alter Krämer), der „Raderstollen“ (Grube Altes Rad) und der Stollen der Grube „Alte Säumbach“. Die ersten Stollen wurden zur Entwässerung der immer tieferen Pingen (Tagebaue) und der Förderschächte angelegt. Erst seit Erfindung der Dampfmaschine wurde ab Mitte des 19. Jahrhunderts der Tiefbau über Maschinenschächte mit Fördergerüsten möglich. Grubennamen wie „Eisernhardter Tiefbau“ und „Eiserne Union“ sind noch heute vielen bekannt. Nach über zweitausend Jahren Bergbau und Schachtteufen von mehr als 1000 Metern waren die Erzgänge im inneren des Berges abgebaut und erschöpft. Mit Schließung der Grube Eisernhardter Tiefbau in Eisern endete am 29. Juni 1957 die lange Bergbaugeschichte an der Eisernhardt.
Die Mitglieder des „VSB“ haben einige der alten Stollen freigelegt und die Mundlöcher mit einem neuen Ausbau versehen. Dabei hielt man sich an Vorlagen aus dem 19. Jahrhundert um die Stolleneingänge möglichst authentisch zu gestalten. Schilder geben dem Wanderer, hier und bei weiteren Relikten des Bergbaus rund um die Eisernhardt, Informationen zu diesem Thema. Beim Parkplatz „Faule Birke“ (Blumencenter) ist eine Karte angebracht auf der die Lage der Stollen, Infotafeln und die Standorte vieler Gruben an der Eisernhardt eingezeichnet sind. Eine Wegbeschreibung mit Karte ist auf unserer Homepage und unter der unten genannten Nummer erhältlich! Auch für Fragen und Anregungen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung. Der Verein wünscht Ihnen viel Spaß auf den Spuren des Bergbaus an der Eisernhardt.
Station 03: Grube Eiserne Krone
Glück Auf – Sie befinden sich hier unterhalb der Halde des oberen Stollens der Grube Eiserne Krone. Von hier aus wurde ein “Raubstollen“ (438,8mNN) in das Feld der Grube vorgetrieben. Der Stollen unterfährt die Erzgänge der ehemals nur im Tagebau, durch Pingen und mit kleinen Schächten, erschlossenen Grube. Er wurde zwischen 1883 u. 84 angelegt um die noch vorhandenen Erze abzubauen. Die Anfänge der Grube Eiserne Krone sind sicherlich älter und wahrscheinlich in der Mitte des 17. Jahrhunderts zu suchen. Der Stollen hat eine Länge von 75 Metern, hat einen Querschlag und erschließt zwei Abbaubereiche: 1. die gestreckte Einsturzpinge oberhalb des Mundlochs, 2. den Abbaubereich des „Eiserner Lochs“, einer Pinge aus den Anfängen der Grube. Im Stollen wurde ein 10 Meter tiefes Gesenk mit einer Sohle abgeteuft. Ein zweiter Stollen (396,3mNN) wurde etwa 40 Meter tiefer angelegt, hat eine Länge von 165m und unterfährt den zweiten Gangbereich ohne dass nachweislich ein Abbau stattgefunden hat.
Ab 1850 erfolgt in den Pingen auf der Eisernhardt ein reger Nachlesebergbau wie die Verkaufsanzeigen im „Siegerländer Intelligenzblatt“, einem Vorläufer der Siegener Zeitung, belegen. Auch hier wird man versucht haben über den „Raubstollen“ die noch vorhandenen Erze abzubauen.
Station 04: Stollen Altes Glücksrad
Als Projekt zur Erhaltung von Bergbaurelikten wurde das Mundloch des Stollens „Altes Glücksrad“ freigelegt und mit einem neuen Ausbau im vorderen Bereich versehen. Als oberer Stollen der Grube Glücksrad, später Cons. Cornelie, erschließt er den Erzgang bis zum Tagesschacht und den Pingen, über dem höher gelegenen Weg. Bereits 1781 wird die Grube unter dem Namen „Knäpge“ in einer Mutungsurkunde genannt. 1819 bzw. 1821 trägt sie den Namen „Knöpchen“ und wird von verschiedenen Besitzern, immer für kurze Zeitabschnitte, betrieben. Der Stollenausbau ist bis zum Absperrgitter begehbar! „Fahren“ Sie ein und drücken Sie den gelben Knopf am letzten Türstock rechts. Ein kleiner Einblick in die Welt „unter Tage“ wird sichtbar. GLÜCK AUF!
Station 05: Tagesschacht und Pingenfeld des Stollens „Altes Glücksrad“
1 – Stollen Altes Glücksrad – Projekt des VSB im Jahr 2008
2 – Such- oder Richtschacht zum Ausrichten des Gangverlaufs
3 – Tagesschacht auf den Stollen ( Markierung am Baum )
4 u.8 – tiefere Abbaustrecken oder Stollen
5 – Abbaubereich oberhalb der mittleren Stollensohle (Firstenbau)
6 – Sturzrolle aus dem Abbau auf die Stollensohle
7 – Abgesetzter Blindschacht oder Fördergesenk
(Schacht- und Abbaupingen sollten nicht betreten werden! Einsturzgefahr!)
Station 06: Tagesschacht des Stollens „mittleres Glücksrad“
Die Rekonstruktion des Mundlochs „ Stollen mittleres Glücksrad“ wurde im Sommer 2009 fertiggestellt. Der Stollen endet hier, etwa 40 Meter tiefer, unter Ihren Füßen an einem Tagesschacht. In der großen Vertiefung vor Ihnen befindet sich der heute abgedeckte Tages- oder Förderschacht. Das kleine „Loch“ links davon ist die Pinge eines Such- oder Richtschachts der im Verlauf des Erzgangs angelegt wurde. Hier wurde mit Hilfe eines Hand- oder Getriebehaspels das Erz aus dem Abbau durch den Förderschacht nach oben gezogen. Die in der Skizze gezeichneten Abbaubereiche stimmen nicht mit den tatsächlichen Gegebenheiten überein!
Ein Besuch am Stollen mittleres Glücksrad mit einer weiteren Infotafel lohnt sich bestimmt!!
Station 07: Stollen Mittleres Glücksrad
Grube cons. Cornelie
Die Grube Glücksrad schloss sich am 2. Dezember 1858 mit einigen anderen Gruben zur Grube consolidierte Cornelie zusammen. Davor war sie ein eigenständiges Bergwerk mit zeitweise lohnenden Förderzahlen. Die Grube erschloss ihre Eisensteingänge durch mehrere kleine Tagesschächte und drei Stollen, die über Gesenke, tiefer gelegenen Abbaubereiche erschlossen. Einer dieser Stollen war das mittlere Glücksrad an dem Sie sich hier befinden. Der Stollen wurde mit Schlägel und Eisen und in Handbohrarbeit mit Schwarzpulver Sprengung aufgefahren. Schauen Sie über dem Stollen hangaufwärts, fallen Ihnen die drei markierten Pfähle auf. Sie zeigen den Verlauf von 3 Pingen (Tagebaue) die mit dem Stollen in Verbindung stehen, wobei die erste Pinge mit einem Schacht bis unter das Niveau des Stollens reicht. Vor dem Stollen befand sich ein kleines Gebäude. Sein Standort ist noch gut, wenige Meter vor dem Mundloch, zu erkennen. Vielleicht diente es als „Zechenhäuschen“, ein kleiner Lagerschuppen für Werkzeug und Erz. Eine Steinplatte (Bild), die im Stollen gefunden wurde, zeigt noch die Spuren der Arbeit mit Schlägel und Eisen (oben) und eine Bohrlochpfeife (unten), die Reste eines zum Sprengen gebohrten Handbohrlochs.
Auch dieser Stollen ist auf den ersten Metern, im neu errichteten Ausbau, begehbar. Am dritten Türstock (rechts) befindet sich ein Taster und bei Betätigung werden die ersten Meter, hinter dem alten Mundloch, ausgeleuchtet. Viel Spaß, auf den Spuren des Bergbaus, wünscht Ihnen der Verein für Siegerländer Bergbau
Station 08: Stollen neues Glücksrad
Grube cons. Cornelie
Wann der Bergbau hier begonnen hat ist nicht mehr genau bekannt. Die erste Verleihungsurkunde ist vom 5. Oktober 1811 belegt. Der Obersdorfer Bürger „Ebert Heupel“ erhielt das Werk mit einer Maße ( Grubenfeld von 84 x 14 Metern ) in Verleihung. Erste Akten aus dem Jahr 1840 berichten von der Einstellung des Betriebes am 10. August wegen mangelnder Erzvorkommen. Vor 1840 gehörte die Grube zu den ergiebigsten des ganzen Reviers. 1842 meldete sich der Fiskus wegen ausstehender Zahlungen. Die Bergwerksbetreiber versuchten, den auf der Halde lagernden Eisenstein dem Staat als Gegenwert anzubieten. Da das Erz von schlechter Qualität war, reichte sein Wert nicht aus. Eine erneute Verleihung der Grube erfolgte am 10. März 1852 auf Eisen- und Kupfererze. Am 2. Dezember 1858 schloss man sich mit den Gruben Weisser Mann, unterster Hohlerstein, frischer-, junger- und neuer Ruckel, neues-, mittleres- und altes Glücksrad zur Grube consolidierte Cornelie zusammen.
Aufgrund einer geplanten Sicherungsmaßnahme des Bergamtes entstand der Plan, den Stollen „neues Glücksrad“ an der Nordseite der Eisernhardt freizulegen. Außerdem sollte, wenn möglich, das Mundloch mit den auf der Halde lagernden Steinen rekonstruiert werden. Nach der Genehmigung durch die Hauberggenossenschaft Leimbachtal konnten die Arbeiten im Sommer 2005 beginnen. Im Zuge der Freilegung des Stollens konnten zusätzlich die Grundmauern eines Zechenhäuschens freigelegt und rekonstruiert werden. Im letzten Schritt erfolgte dann die Sicherung des Mundloches durch ein Gitter.
Station 09: Von Windöfen und Waldschmieden
Dichter, fast undurchdringlicher Wald, bedeckt das ganze Siegerland und die angrenzenden Gebiete. Nur in den sumpfigen Tälern wird der lichtere Wald von Bächen und kleinen Flüssen durchschnitten. Keine Straße, kein Weg oder Pfad verbindet zu dieser Zeit die noch nicht vorhandenen Dörfer oder Siedlungen. Es ist die Zeit, 500 Jahre vor unserer Zeitrechnung, als erste kleine Gruppen von Keltischen Siedlern aus den südlichen Gebieten des heutigen Deutschland in das Siegerland gelangen. Sie kommen nur aus einem einzigen Grund in dieses Gebiet, denn hier gibt es das begehrte Eisenerz in großen Mengen. Ihre Kundschafter haben auf den Höhen der Berge zahlreiche „Ausbisse“, Stellen wo das Erz zu Tage austritt, gefunden. Hier wird man für einige Jahrhunderte leben und arbeiten. Die kargen Böden des Siegerlandes eignen sich nur schlecht zum Anbau von Getreide und anderer Grundnahrungsmittel. Seine Bewohner müssen schon früh mit dem Eisen, das sie im Windofen erschmolzen und dann im Rennofen, in mehreren Arbeitsschritten, zu schmiedefähigem Stahleisen weiterverarbeitet haben, Handel treiben. Waffen und andere Gerätschaften, geschmiedet aus Siegerländer Eisen, sind begehrte Produkte im ganzen Land. Die keltischen Siedler waren nicht nur Berg- und Hüttenleute, sondern auch Schmiede, Köhler, Jäger und Bauern. Bis ca. 100 nach Chr. Geburt sind sie im Siegerland aktiv, dann verlieren sich ihre Spuren. Das Erz an der Erdoberfläche war abgebaut und die Techniken zum Tiefbau noch nicht erfunden. Erst ab etwa 800 n. Chr. besiedeln die Franken das Siegerland und auch der Bergbau erfährt, durch Entwicklung neuer Abbautechniken, einen neuen Aufschwung. In den Tälern die tief in die Eisernhardt einschneiden, wie hier am oberen Ende des Minnerbachtals auf der kleinen Halde des Stollens Braunshoffnung, wurden entlang des Bachlaufs zahlreiche Verhüttungsplätze nachgewiesen. Die vielen Schlackenhalden zeugen von einer über Jahrhunderte andauernden Verhüttungstätigkeit bis ins späte Mittelalter.
Station 10: Holzkohle zur Verhüttung der Erze
Seit der La-Tene-Zeit, ab etwa 500 v. Chr., bis Mitte des 19. Jhdt., war Holzkohle der einzige Brennstoff zum Befeuern der Wind- und Hochöfen im Sieger-, Sauer- und Wittgensteiner Land. Die älteste Methode der Holzkohlengewinnung ist der aus dem Altertum stammende Meilerbetrieb, bei dem das Holz in kegelförmigen Haufen ( Meilern) in großen Scheiten regelmäßig stehend aufgeschichtet wird und mit einer Decke von Erde und Rasenstücken bedeckt wird. Unter dieser Decke leitet man die Verbrennung bei sorgsam geregeltem Luftzutritt ein, damit das Holz nicht verbrennt, und um das gesamte Holz nur auf Verkohlungstemperatur von 300–400 Grad C. zu halten. Dabei verbrennen die leichtflüchtigen Bestandteile des Holzes. Als Rückstand erhält man etwa 30 – 35 %, je nach Holzart, der eingesetzten Holzmenge als Holzkohle. Sie schlägt, beim späteren Verbrennen, keine Flammen und brennt mit einer deutlich höheren Temperatur als Holz. Die Produktion von einem Kilogramm Eisen verschlang über 125 kg Holz und so dezimierten sich die Waldbestände besonders dort, wo zahlreiche Schmelzöfen in Betrieb waren. Auch in den Tälern um die Eisernhardt sind viele solcher „Meilerplätze“ entdeckt worden. Die deutlich größeren spätmittelalterlichen Hochöfen hatten etwa eine Höhe von 5 bis 8 m, einen Durchmesser von etwa 3 Metern und waren mit Gebläsen, die höhere Temperaturen ermöglichten, versehen. Sie verschlangen Unmengen von Holzkohle und ein ständiger Holzmangel zur Produktion des Brennstoffes war die Folge. Um den Raubbau an den Wäldern zu beenden regelte ab 1562 eine „Holz- und Waldordnung“ (Siegerländer Haubergsordnung), des Grafen Johann zu Nassau, die Nutzung des Waldes als Energielieferant für die Schmelzhütten und im Allgemeinen. Die im Jahr 1444 existierenden 29 Hütten im Siegerland hatten pro Jahr einen Bedarf von ca. 90.000 m 3 Holz. Ende des 18. Jahrhunderts wurden im Siegerland jährlich 10.000 bis 12.000 Wagen Holzkohle benötigt, davon etwa ein Drittel aus dem Siegerland selbst, ca. 2.000 Wagen aus Wittgenstein und 4.000 bis 6.000 Wagen (1 Wagen ca. 1,4 t) aus dem kurkölnischen Raum, dem heutigen Sauerland. Erst ab 1860 setzte sich die Befeuerung der Hochöfen mit Steinkohle durch, da jetzt, durch den Ausbau des Schienennetzes, die Steinkohle aus dem Ruhrgebiet bis ins Siegerland transportiert werden konnte.
Station 11: Höhenprofil der Eisernhardt
1- Standort;
2- Funkturm Höhe 134;
3- Höchste Stelle der Eisernhardt 482m
4- Eisernbachtal Ortsausgang Eisern mit Eisernbach (Südwesten)
5- Leimbachtal (Nordosten)
6- Pingen der Sinternzeche (Tiefe bis zu ca.40m im Tagebau)
7- Erzgänge (Morgengänge Ost-West Richtung)
8- Beispiel alter Abbau im Strossenbau (von oben nach unten)
9- Haspelschächte (Tiefe bis zu 80m)
10- Einsturzer Stollen
11- Rader Stollen
12- Birker Pingen
13- Erzgänge (Mittagsgänge Nord-Süd Richtung)
14- Haus Oranien Erbstollen
15- Union Stollen (aus Richtung Hengsbach)
16- Alte Birke Oberstollen
17- Krämer und Birker Mittelstollen (genaue Lage unklar)
18- Morgenröther Erbstollen (tieftster Stollen)
19- Förderturm und Schacht der ehem. Grube Eisernhardter Tiefbau (271m über NN)
20- Schachtsumpf des Schachtes in 788 m Teufe (516munter NN)
21- Beispiel Abbau im Firstenbau (von unten nach oben) mit Erzrollen
22- 3. Tiefbausohle in 200m Teufe – 1. Verbindungsstrecke zur Grube Brüderbund
23- 9. Tiefbausohle in 490m Teufe – 2. Verbindungstrecke zur Grube Brüderbund über den Blindschacht von Eiserner Spies.
24- 14. Tiefbausohle in 780m Teufe – Verbindungstrecke zur Grube Ameise im oberen Leimbachtal
25- Höhe der Meeresspiegels (NN Normal Null)
26- Um an den tiefsten Punkt der Eisernhardt zu kommen, müßte man den Funkturm mehr als 7mal untereinander in der Erde verbuddeln.
[ Zeichnung: Höhe ca. 1:1 ; Strecke (2,5km) verkürzt auf ca. 2:1 ]
Station 12: Pingen und offene Gangspalten
Eine Pinge ist eine keil-, graben- oder trichterförmige Vertiefung, die durch Bergbautätigkeiten entstanden ist. Diese Vertiefungen entstehen häufig durch den frühen Erzabbau der von der Tages-oberfläche bis in geringe Teufen betrieben wurde. Im Gegensatz zu natürlichen Geländeformen ist eine Pinge oder Gangspalte ein künstliches Gebilde. Im ursprünglichen Wortsinn gehen die bergmännischen Bezeichnungen „Pinge“ oder „Binge“ auf die Tätigkeit des „Pingens“ zurück, das mit „Aufschürfen“ vergleichbar ist. Ein „aufgepingter“ Gangzug war eine im oberflächennahen Bereich aufgeschürfte Gangerzlagerstätte. Die Pinge war also ein Schurf, ein tagebauartiges, primitives Bergwerk. Da im Gangerzbergbau der Abbau, Schächte und Schürfe dem Streichen des Ganges folgend angelegt wurden, hinterließen diese Grubenbaue die typischen Pingen- und Gangzüge, wie sie vom mittelalterlichen Bergbau vielerorts erhalten sind. In früher Zeit baute man das Erz von Tage aus in die Tiefe ab. War die Mächtigkeit des Erzganges zu groß, mussten in bestimmten Abständen Bergfesten oder Schweben als Stützen stehen gelassen werden; sie verhinderten dann ein Einstürzen dieser „Strossenbaue“. Hier befinden Sie sich am oberen Rand einer Gangspalte im Bereich der Sinternzeche die schon vor vielen Jahrhunderten in Betrieb war. Ursprünglich führten die Gangspalten fast senkrecht in die Tiefe. Sie wurden jedoch, aus Sicherheitsgründen, gesprengt, „abgeböscht“ und verfüllt. Dieser Gangzug beginnt auf der Kuppe der Eisernhardt und ist bis ins Eiserntal zu verfolgen! Mehrere Bergwerke förderten auf diesen Gangzügen das Eisenerz zu Tage. Sinternzeche, Rader, Lümpchen, hoher Hannes, Alte Birke, Handelsmann, Maschinen- und Theatergang sind die Namen von Erzgängen auf den die verschiedenen Bergwerke arbeiteten.
Station 13: Die Anfänge des Bergbaus auf der Eisernhardt, die „Alte Sinternzeche“
Wurde das Erz anfänglich nur von der Oberfläche abgegraben (Molterfeld unterhalb dieses Wegs), mußte dem Erzgang schon bald in die Teufe gefolgt werden. Immer tiefere Pingen und Haspelschächte waren nötig, um das Erz zu erreichen. Probleme bei Wasserhaltung und Förderung brachten die meisten Gruben zum Stillstand. Erst das Anlegen von Stollen und eine verbesserte Pumpentechnik machten den Bergbau in größeren Teufen möglich.
Der Bergbau im Gebiet der Eisernhardt wird erstmals 1465 urkundlich erwähnt. Ein Bergwerkseigentümer, “Gerhardt Lutener von Isern“, wird in einer Urkunde genannt. Die auf der Kuppe des Berges hinterlassenen Spuren sind aber weit älter. Funde der mittelalterlichen- und keltischen Verhüttung (ab 500 v.Chr.) im Umfeld der Eisernhardt unterstützen diese Vermutung. Hier im Feld der alten Sinternzeche liegen wohl die Anfänge des Bergbaus auf der Eisernhardt. Zahlreiche Vertiefungen im Waldboden zeigen noch heute die alten Molterkuhlen (ober- und unterhalb dieses Wegs), Pingen und Schächte an. Viele Hinterlassenschaften der vergangenen Bergbauepochen werden nicht als Zeugen der Montangeschichte des Siegerlandes gesehen, sondern, wie hier geschehen, als Erdmülldeponien missbraucht und zugeschüttet. So wurden die meisten Spuren des Altbergbaus auf der Kuppe der Eisernhardt für immer verdeckt oder sogar vernichtet.
Station 14: Erzförderung im Haspelschacht
Aus: „De re Metallica“ – Georgius Agricola 1494 – 1555
Der Haspelschacht wird mit einem Holzrahmen den „Pfühlbäumen“ (A u. B) eingefasst die auf den Querhölzern (D) aufliegen. Mit angespitzten Pfählen ( C) wird diese Einfassung im Boden befestigt. Darauf stehen die beiden Haspelstützen (E ) welche den Haspelbaum (G) mit dem Förderseil (L ) aufnehmen. Aus dem Haspelbaum ragen seitlich die Zapfen (H) mit den Kurbeln ( I u. K) heraus. Diese Zapfen werden in Kerben an beiden Haspelstützen, die mit s.g. „Pfadeisen“ ( F) ausgelegt sind, geführt. Am Förderseil werden zwei Förderkübel (N ) an die Seilhaken (M) angehängt. Die Seillänge ist auf die Tiefe des Schachts genau abgestimmt; Befindet sich ein Kübel ganz oben ist der zweite auf der Sohle des Schachtes oder am Füllort angekommen. An der Bauweise einer solchen Fördereinrichtung hat sich über viele Jahrhunderte fast nichts verändert. Dieser Haspel wurde 2013 rekonstruiert und vom VSB hier aufgebaut.
Station 15: Erzgänge im Inneren der Eisernhardt
Das Siegerland ist Teil des Rheinischen Schiefergebirges. Auch die Eisernhardt gehört somit dazu. Die Gesteine des Rheinischen Schiefergebirges wurden in einem sich ab dem Unterdevon (vor ca. 410 Mio.) entwickelnden Ozean abgelagert. Im Unterkarbon (vor ca. 360–310 Mio.) wurde das gesamte Gebiet von der variszischen Gebirgsbildung (von ca. 420 bis ca. 250 Mio.) erfasst. Die abgelagerten Gesteine wurden verfaltet, tektonisch verschuppt und zu einem großen Deckenstapel mit Spalten und Klüften zusammengeschoben. Heiße, wässrige Lösungen drangen in diese Hohlräume ein und es bildeten sich Hydrothermale Ganglagerstätten. Diese Lösungen, mit meist hohem Anteil an Metallkomplexen, wurden in Gänge, Klüfte und Spalten gepresst und kristallisieren dort unter langsamer Abkühlung als Mineralphase aus. Hydrothermal bezeichnet den Bildungsbereich von Mineralien aus gas- und salzhaltigen wässrigen Lösungen zwischen deren kritischem Punkt (ca. 375°C) bis zum Absinken der Temperatur bis ca. 30°C.
Die Lösungen stehen dabei häufig unter hohem Druck. Als Erzlagerstätte wird gewöhnlich ein Gang bezeichnet, der genügend Erz enthält, um als Lagerstätte abgebaut werden zu können. Gangerzlagerstätten sind in aller Regel flächig oder linsenförmig (nicht ader- oder röhrenförmig) und werden durch die beiden „Salbänder“, meist Quarz, vom umliegenden tauben Gestein geschieden. In der Oxydationszone, das ist der oberflächennahe, der Verwitterung und den Humussäuren ausgesetzten Bereich entstehen Elektrolyte, die die Oxydationszone auslaugen. Die Eisenerze als typische Begleitmineralien der Buntmetallvererzung bleiben als oxydische Eisenerze und Eisenhydroxyde bzw. Brauneisenstein zurück und bilden einen sogenannten „Eisernen Hut“. Von der Vorgeschichte bis zum Mittelalter wurden zahlreiche Ganglagerstätten anhand ihrer metallhaltigen „ Ausbisse“ an der Tagesoberfläche entdeckt. Auch farblich auffälliges Geröll an Bachläufen, oder Zeigerpflanzen, die Schwermetallgehalt indizieren, können auf Erzvorkommen hindeuten.
Station 16: Lochsteine als Grubenfeldgrenzen
Als Lochstein bezeichnet man im Bergbau einen Grenzstein, der die Eigentumsgrenze an einem Bergwerk markiert. Lochsteine wurden bis zum Ende des 19. Jahrhundert oberirdisch nach einer markscheiderischen Vermessung (Mark=Grenze) gesetzt
und zeigten an, wie weit der unterirdische Abbau gehen durfte. Sie zählen zu den letzten oberirdisch sichtbaren Zeugen eines ehemaligen Bergbaus. Die Bezeichnung Lochstein leitet sich vermutlich von dem mittelalterlichen Begriff
für einen Grenzstein ab. Die Grenzsteine waren mit einer Kerbe oder „Lache“ versehen und wurden „Lachstein“ genannt. Der mundartliche Begriff Lachstein wird abgeleitet von „lachen“, was so viel bedeutet wie „ein Zeichen einhauen“,
somit war ein Lochstein ein mit einem Zeichen versehener Stein. Jeder Bergwerkseigentümer war nach den damaligen Berggesetzen berechtigt, eine amtliche Vermessung und „Verlochsteinung“ seines durch die Verleihungsurkunde zugeteilten
Grubenfeldes zu verlangen. Hatte ein Muter (Bergbautreibender) eine neue Lagerstätte als erster entdeckt, so musste er sie freilegen (aufgraben) und an dieser Stelle den Fundpunkt eintragen lassen. Mit diesem Vorgang belegte er,
dass er das Fundrecht auf die Fundgrube in Anspruch nahm. Die Fundgrube wurde mittig über den Fundpunkt gelegt und von dort aus eingemessen. Die Größe der Fundgrube betrug, nach dem preußischen Berggesetz von 1865, beidseitig der
Lagerstätte je 3,5 Lachter und in der Länge 42 Lachter (1Ltr. etwa 2 Meter). Lediglich auf diesem begrenzten Teil, nicht auf der gesamten Länge des Erzganges, wurde dem Muter das Abbaurecht verliehen, jedoch stand es ihm zu, weitere
Grubenfelder zu muten. Die Größe einer
Fundgrube war in den Bergbauregionen sehr unterschiedlich, und wurde im jeweils verwendeten Berggesetz festgeschrieben. Leider wurden die meisten Lochsteine an ihren ehemaligen Standorten zerstört oder fielen einer gedankenlosen
Sammelleidenschaft zum Opfer.
Station 17: Alter Bergbau
Der Bergbau an der Eisernhardt und überhaupt in Eisern wird erstmals 1465 urkundlich erwähnt. Bis 1674 können die Bergwerke an der Eisernhardt lediglich durch die Namen ihrer Betreiber unterschieden werden, erst danach werden Grubennamen genannt. Bezeichnungen wie:“ …dem Johannes Jung, Bergmann zu Ißern zum Bergwerk uff der Isernhard…“, sind zu dieser Zeit üblich. Daher ist es besonders schwierig, die Grubengeschichte einzelner Betriebe weiter zurück zu verfolgen. Über längere Zeiträume betriebene Bergwerke haben ihren Namen behalten, der sich zumeist lediglich in der Schreibweise etwas veränderte. Bergwerke, welche längere Betriebsunterbrechungen erfahren haben, können vollständig umbenannt worden sein.
Wenn wir heute an ein Bergwerk denken stellen sich die meisten von uns erst einmal einen Förderturm, die rauchenden Röstöfen und die Gebäude der Tagesanlagen vor. Die Bergwerke, zu Zeiten des „Altbergbaus“ bis Mitte des 19. Jahrhundert, waren kleine und kleinste Betriebe, meist mit nur 2 – 10 Beschäftigten. Irgendwo im Wald, dort wo der Erzgang zu Tage austrat, grub man in kleinen Pingen und engen Schächten dem Erz in die Tiefe nach. Sehen wir heute wie an dieser Stelle die Überreste dieser Bergwerke, fallen uns nur noch die Vertiefungen der Molterkuhlen, Schürfgräben, Pingen und Haspelschächte im Waldboden auf.
Station 18: Die „Birker Pingen“
verfüllte Tagebaue am Berghang
Skizze(n): M.Döring (Ferndorf):“Eisen und Silber, Wasser und Wald“, Verlag die Wielandschmiede, Kreuztal
Station 19: Stollen der Grube „Nachod“
Geschichte der Grube:
Die Anfänge der Grube Nachod sind nicht mehr feststellbar. Die Berechtsame „Nachod“ wurde am 29.Mai 1867 Franz Kraemer, dem Steiger Heinrich Meier zu Eisern sowie Anton Fritz und Caspar Schneider zu Siegen auf Eisenerz verliehen. Am 23.Juli 1867 wurde eine Gewerkschaft aus 19 Personen mit 100 Kuxen im Grundbuch eingetragen. Johannes Utsch zu Eiserfeld wurde zum Repräsentanten der Gewerkschaft gewählt, die Aufsicht führte der Steiger Heinrich Tillmann zu Niederdielfen. Zwischen 1867 und 1875 fand ein unregelmäßiger Betrieb statt: Zur Untersuchung des Vorkommens wurde mit nur einem Arbeiter am Fundpunkt ein Gesenk abgeteuft und der Stollen vorgetrieben. Aufgrund der bei der Aufwältigung vorgefundenen Spuren lässt sich belegen, dass nie eine nennenswerte Förderung stattgefunden hat und die Grube keinen Gewinn für die Gewerken abwarf. Lediglich wenige Zentimeter mächtige Erzgänge wurden im Stollenbetriebdurchfahren.Die Halde des Stollens wurde früher Neldas Hälchen genannt.
Erkundung des Stollens:
Der Stollen wurde in Handbohrarbeit mit Schwarzpulversprengung und mit Schlägel und Eisen vorgetrieben. Zur Förderung wurde ein hölzerner Laufkarren benutzt, der noch heute im Stollen zu sehen ist, zur Beleuchtung wurde eine Öllampe (Frosch) verwendet.
Rekonstruktion des Stolleneingangs:
Das Mundloch ist in deutscher Türstock-bauweise erstellt. Das seitliche Trocken-mauerwerk verhindert das der Eingangs- bereich verschüttet wird.
Station 20: Gangkarte der Eisernhardt
Auszug der Gangkarte Eisern: Erzgänge(Rot), Grubenfelder u. Stollen an der Eisernhardt. Die Karte zeigt einen Überblick der einst zahlreichen Gruben in diesem Bergbaugebiet
Station 21: Hohlweg
Erztransport zur Verhüttung
Dieser Hohlweg verbindet verschiedene Bergwerke an der Eisernhardt. Sein Verlauf ist noch heute an vielen Stellen im Gelände sichtbar. Auf ihm wurden die Erze aus den Gruben ins Tal, zur Schmelzhütte und Material zu den Bergwerken transportiert. Im Tal gab es das nötige Wasser zum Antrieb der Gebläse für die Verhüttung im Hochofen. Über viele Jahrhunderte nutzte man diesen, vielleicht einzigen Verbindungsweg zwischen den Gruben und der Hütte. Noch um 1880 nutzte der Eiserner Fuhrmann Weil diesen Weg für die letzten Fuhren Erz, aus dem Raderstollen, zur Hütte. Zahllose Karren, meist von Ochsen gezogen, hinterließen hier ihre Spuren und gruben den Weg immer tiefer in den Waldboden ein. Der Hohlweg nimmt seinen Anfang im Bereich der Sinternzeche, auf der Kuppe des Berges und ist bis zu dieser Stelle erhalten.
Station 22: Raderstollen
Das Mundloch des Raderstollens wurde im Frühjahr 2009 vom Verein für Siegerländer Bergbau e.V. rekonstruiert. Wie bei den anderen Projekten im Bereich der Eisernhardt ( Stollen Nachod, neues-, altes- und mittelstes Glücksrad ) wurde der Ausbau und das Mundloch nach typischen Vorbildern des 19.Jahrhunderts gestaltet. Am Anfang des Stollens steht ein deutscher Türstock aus Eichenholz, dann folgen unbesäumte Bretter an den Stößen und im Firstbereich. Ein Blick in den Stollen ist nicht möglich, da dieser auf 30m Länge verbrochen ist. Der Raderstollen bringt etwa 75 m Teufe unter dem Gipfel der Eisernhardt ein und erschließt die Gänge Altes Rad, Taubes Rad, Wasserrad, Vitternzeche, Rader hangenden u. liegender Gang, Türkischer Marsch und Sinternzeche. 1885 wurde aus der Grube die letzte Fuhre Erz vom Eiserner Fuhrmann Weil mit dem Ochsenkarren zur Eiserner Hütte transportiert. Am Weg, rechts neben dem Stollen, befinden sich die Fundamentreste eines kleinen Zechengebäudes. Wir wünschen Ihnen viel Spaß auf den Spuren des Bergbaus an der Eisernhardt. – Glück Auf
Station 23: Die Entwicklungsphasen eines Bergwerkes
Bild 1 – Sammeln von Erzstücken an der Oberfläche, in Kuhlen und flachen Pingen
Bild 2 – Erzförderung aus tieferen Pingen die über einen kleinen Stollen entwässert wurden
(Schon in dieser frühen Phase erfolgte die Förderung meist über kleine Haspelschächte)
Bild 3 – Anlegen eines oberen Stollens bis zum Erzgang (Entwässerung und evtl. Förderung)
Bild 4 – Anlegen eines tiefen Stollens auf der Talsohle (Entwässerung und Förderung)
Bild 5 – Abteufen eines Tagesschachts für die Förderung. Wasserlösung über Grundstollen
Bild 6 – Übergang zum reinen Tiefbau durch Abteufen eines Tages- oder Blindschachts.
Station 24: Einsturzer Stollen
Der Einsturzer Stollen gehört zu den ältesten Stollenanlagen an der Eisernhardt, die eine Höhe von 482,3 m erreicht. Sein Stollenmund liegt auf 414,2 m.ü.n.N und bringt unter der Spitze des Berges eine Teufe von ca. 68 Metern ein.
Nur der obere Stollen von „Stracke Birke“ liegt noch etwas höher (ca. 425m) am Berg. Da das Gelände über dem Einsturzer Stollen recht flach ansteigt, ist der Stollen, von seinem ehemaligen Mundloch an, auf etwa 25 Metern verbrochen.
Erstmals werden im Jahr 1672 einige Stollen an der Eisernhardt genannt; ob der Einsturzer Stollen schon früher angeschlagen wurde ist nicht bekannt. In einer Urkunde aus dem Jahr 1772 wird die Grube „Einsturz“ genannt und steht in
Förderung. Der Stollen führt etwa 240 Meter gerade in den Berg bevor er die Gänge der „Einsturz“ Pingen erreicht und dann weiter in Richtung der „Alten Sinternzeche“ vorgetrieben wurde. Gegenüber dem verbrochenen Stollen befindet
sich seine Halde auf der eine stattliche „Bergmannsfichte“ steht. Vielleicht wurde sie, wie einst üblich, zur Erinnerung an einen verunglückten Bergmann gepflanzt.
Unterhalb der Halde sind an einigen Stellen große Mengen von Schlackenresten zu finden.
Station 25: Alter Eiserner Obstgarten
Der im Jahr 1888 angelegte Obstgarten der Eiserner Hauberggenossenschaft war viele Jahre hindurch eine Besonderheit im Siegerland. Auf Betreiben des Schichtmeisters Fritz Schmidt wurden im Oktober des Jahres 1888 etwa 190 Apfel-, 30 Birn- und 80 Pflaumenbäumchen gepflanzt. Die Siegener Gärtnerei Petsch lieferte die Obstbäume. Die Früchte sollten der Versorgung der Eiserner Bürger mit frischem Obst dienen. Nach heftiger Kritik aus Politik und Wissenschaft stellten sich bald, trotz des rauen Siegerländer Klimas, gute Erträge ein. Was anfangs als Versuch gedacht war, übertraf nun alle Erwartungen. Bei der Berechnung eines durchschnittlichen jährlichen Ertrags für einen ausgewachsenen Baum werden 8 Mark angesetzt. Bei 560 Bäumen wäre das, aufs Jahr gerechnet, ein Ertrag von 4500 Mark. Eine für die damalige Zeit stattliche Summe die aber nie erzielt wurde. 1896 wurde der Eiserner Obstgarten auf 4 Hektar vergrößert und der Baumbestand auf 1000 Bäume erweitert. Im Jahr 1911 gestattete man dem Eiserner Bürger Hermann Schmidt die Einrichtung einer Hühnerfarm im Obstgarten. Im Frühjahr 1912 ersetzte man die Einzäunung des Geländes durch einen Stacheldrahtzaun und pflanzte eine Fichtenhecke. Zur Förderung der Blütenbefruchtung ließ man einen Imker zahlreiche Bienenstöcke aufstellen. Die Ernte im Jahr 1924 betrug etwa 300 Zentner die, wie üblich, direkt im Obstgarten versteigert wurden. Das Früh- und Fallobst war bereits im Dorf öffentlich verkauft worden. So wurden, in guten Jahren, Erträge von bis zu 1800 Mark erzielt. Nach dem 2.Weltkrieg konnten die immer älter werdenden Bäume nicht durch junge ersetzt werden und Missernten stellten sich ein. In den 50er Jahren entschloss man sich einen breiten Rand der Anlage mit Fichten zu bepflanzen. Im inneren verfiel der einst stattliche Obstgarten und Heute ist nichts mehr von den über 1000 Obstbäumen zu sehen. Die seltsame Wuchsform der Fichten hier am Wegrand erinnert noch an die damals gepflanzte Hecke.
Station 26: Strecke Eisernhardter Tiefbau – Ameise
Auf den Höhen und Hängen der Eisernhardt hat der alte Bergbau zahlreiche Spuren hinterlassen. Der moderne Bergbau fand im Tal und weit unter den Bergen statt. Durch den Zusammenschluss vieler alter kleinerer Gruben entstand 1858/1859
die Grube Eisernhardter Tiefbau. Diese Grube begann 1864 mit dem Abteufen eines Schachtes im Tal um die Erzvorräte unterhalb der Talsohle (=Tiefbau) abbauen zu können. Die maschinelle Wasserförderung machte dabei in den ersten Jahrzehnten
große Probleme sodass die Schachtteufe und die Ausbeute nur langsam stiegen. Sie entwickelte sich jedoch ab den 1870er Jahren zu einer der bedeutenstden Gruben im Revier. Im Jahr 1883 erhielt sie einen eigenen Anschluss an die Eisern-Siegener-Eisenbahn.
1911 ging der Grubenbesitz zur Charlottenhütte und damit 1926 zum Konzern der Vereinigten Stahlwerke. 1926-1931 erfolgte auf der 490m-Sohle des Eisernhardter Tiefbau der
Zusammenschluss mit der Grube Brüderbund und es begann die Zeit der Verbundgruben. Von 1932-1937 wurde auf der 780m-Sohle die Verbindung mit der im Leimbachtal gelegenen Grube Ameise geschaffen.
Diese eingleisige Strecke liegt hier in einer Tiefe von 920 m unter dem Wanderweg. Heute stehen alle untertägigen Anlagen unterhalb der Talsohle unter Wasser. Würden wir diesen Punkt besuchen, läge eine Wassersäule von ca. 770m auf uns, was einem Druck von 77 bar entspricht. Zudem befänden wir uns dort 510 m unter dem Niveau des Meeresspiegels. In den 1950er Jahren vollzog die Erzbergbau Siegerland AG den weiteren Zusammen-schluss der Siegerländer Gruben. So entstand auch die „Siegerländer U-Bahn“, die untertägig von der Grube Mocke bei Kaan-Marienborn über die Grube Ameise zum Tiefbau (Eisern) und weiter über den Brüderbund zur Grube Pfannenberger Einigkeit (Neunkirchen/Salchendorf) und weiter über die Grube Eisenzeche bei Eiserfeld zum Schacht Concordia bei Dermbach führte. 1957 wurde die Förderung auf dem Verbund Eisernhardter Tiefbau und 1962 auf der Zentralanlage Pfannenberger Einigkeit eingestellt und die Gruben stillgelegt.
Hier noch ein paar Bilder der Eisernhardt
Die Bilder sind von Herbert Rixen, vielen Dank dafür!